Neuerscheinung: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas „Sowjetische Klangwelten und multinationale Erfahrung in der späten Sowjetunion“.

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Das dritte Heft des 67. Jahrgangs der „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“ ist unter der Gastherausgeberschaft von Moritz Florin (Erlangen) und Manfred Zeller (Bremen) als Themenheft „Sowjetische Klangwelten und multinationale Erfahrung in der späten Sowjetunion“ erschienen. Musik wird in diesem Zusammenhang als eigenes und komplexes Medium verstanden, das Aussagen über den Stellenwert des polyethnischen Miteinanders für die sowjetischen Bürgerinnen und Bürger zulässt. Die Autorin und die Autoren tragen vor diesem Hintergrund mit ihren Beiträgen sowohl zur Erforschung der sowjetischen Musikgeschichte als auch zu anderen Themenfeldern bei, die sie mit dem Zugang über die Musik erschließen. Den Auftakt macht Leah Goldman (Washington), die zeigt, wie die offizielle Förderung nichtrussischer Komponistinnen und Komponisten im Spätstalinismus den Handlungshorizont dieser Musikschaffenden zu gleichen Teilen erweiterte und durch die Festlegung auf die Musikkultur ihrer Nationalität limitierte. Daran anschließend analysiert Arkadi Miller (Berlin) anhand von Auszügen aus Briefen von Hörerinnen und Hörern, wie Radioübertragungen volkstümlicher Werke unterschiedlicher Nationalität die mentalen Landkarten von Sowjetbürgern und -bürgerinnen veränderten. Michel Abeßer (Freiburg) betont in seinem Text zum estnischen Jazz den Beitrag nichtrussischer Peripherien für die Erneuerung der sowjetischen Kultur in den 1950er und 1960er Jahren. Der Text weist damit über ein allzu enges Verständnis der Funktionsweisen kultureller Transfers von West nach Ost hinaus. Ingo Grabowsky(Bochum) untersucht polyethnische Dimensionen des sowjetischen Schlagers und verweist auf komplexe Bedeutungsstrukturen, die weder zwangsläufig im Einklang mit offiziellen Sprechweisen sein, noch einen gegenkulturellen oder oppositionellen Impetus haben mussten. Boris Belge (Basel) betrachtet Komponistinnen und Komponisten der späten Sowjetzeit (Edison Denisov, Sofia Gubaidulina, Alfred Schnittke) im Spannungsfeld zwischen Tendenzen zur Russifizierung und Globalisierung ihrer Werke gegen Ende und nach dem Zusammenbruch der sowjetischen Ordnung. Nikolaus Katzer (Hamburg) diskutiert diese Befunde in einem abschließenden Kommentar in vergleichender Perspektive und betrachtet die Produktion kultureller Bedeutung von Musik in den sich überlappenden Kontexten von Kaltem Krieg und sowjetischer Geschichte.

 

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