Prof. Obertreis an der Staatlichen Stoletow-Universität Wladimir (Russland)

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Prof.  Obertreis baut die Kontakte zur Staatlichen Stoletov-Universität Wladimir (VlGU) aus, die sie im Rahmen der Städtepartnerschaft Erlangen-Wladimir geknüpft hat. Vor Kurzem hat sie bei einem Aufenthalt vor Ort an einer Sitzung und Rahmenprogramm des Diskussionsforums „Prisma“ zum Thema „Objektivität der Massenmedien“ mit spannenden Diskussionen etwa über die aktuelle politische und gesellschaftliche Rolle von Massenmedien oder Fake News teilgenommen. Genauere Berichterstattung dazu findet sich im Blog von Peter Steger.

Am 7.11.2018 traf Prof. Obertreis den Rektor der Universität, A.M. Saralidze, sowie ihre Historikerkollegin Elena Michailovna Petrovičeva, Leiterin des Lehrstuhls für Geschichte Russlands, zu einem Meinungsaustausch. Der Rektor kennt Deutschland auch von privaten Reisen recht gut und betonte, dass ihm die internationale Vernetzung ein wichtiges Anliegen ist. Auch die neueste Monographie von Prof. Obertreis (siehe unten), von der sie ein Exemplar für die Universitätsbibliothek mitgebracht hatte, nahm er mit großem Interesse zur Kenntnis.

Anschließend fand ein Gespräch mit Doktoranden und Magistranden des Lehrstuhls von Prof. Petrovičeva statt, die sich unter anderem für Karrierewege und die Wahl von Forscngsthemen an deutschen Universitäten und die Struktur der Studiengänge an der FAU interessierten. Man war hier sehr erstaunt zu hören, dass ein Lehrstuhl im Fach Geschichte in Deutschland häufig nur aus der Professor*in und einer festen Mitarbeiterstelle besteht. Denn an der VlGU haben die Lehrstühle bis zu 20 und mehr Mitarbeiter*innen und ein sehr breites inhaltliches Profil, das im Falle von Prof. Petrovičeva die gesamte Geschichte Russlands inklusive der Regionalgeschichte umfasst. Auch eine Vertreterin der Abteilung für internationale Beziehungen der Universität, Nadežda Troščina, war zugegen und wies auf die bereits bestehenden Austauschmaßnahmen für Studierende und Dozenten hin. Sie ermunterte die anwesenden Mitarbeiter, diese aktiver zu nutzen; unter anderem werden dreimonatige Forschungsaufenthalte an deutschen Universitäten vom DAAD finanziert, und das ist doch eine tolle Chance, auch wenn man sich dafür – was vielen offenbar schwer fällt – für drei Monate von der Familie entfernen muss.

Mittags präsentierte Prof. Obertreis in einem modernen Hörsaal einem größeren Publikum, bestehend aus Studierenden und Doktoranden der Geschichte, ihre im letzten Jahr in englischer Sprache erschienene, auf langjähriger Forschung basierende Monographie über Baumwollanbau und die Modernisierung der Bewässerung in Zentralasien unter russisch-sowjetischer Herrschaft („Imperial Desert Dreams. Cotton Growing and Irrigation in Central Asia, 1860-1991“). Die Rückmeldungen dazu zeigten, dass großes Interesse an der in Russland noch recht neuen Forschungsrichtung Umweltgeschichte besteht. Es wurde vereinbart, dass die Verfasserin dazu einen Beitrag für die Universitätszeitschrift im Bereich Geisteswissenschaften verfasst (Vestnik VlGU – Social’nye i gumanitarnye nauki).

Am Nachmittag traf sich Prof. Obertreis mit Prof. Irina Konstantinovna Lapšina, Inhaberin des Lehrstuhls für Allgemeine Geschichte, das heißt vor allem Geschichte des Westens, hier mit einem Schwerpunkt auf den USA im 20. Jahrhundert. Auch hier gab es, in weniger formeller Atmosphäre, einen Austausch mit Doktoranden und Mitarbeitern, und viel Interesse an der Forschung von Prof. Obertreis sowie an neuesten Entwicklungen an deutschen Universitäten. Auch politische aktuelle Themen kamen zur Sprache, etwa der Aufstieg der AfD und die aktuellen persönlichen und beruflichen Beziehungen der Mitarbeiter zur Ukraine, die sich erfreulicherweise nicht verschlechtert zu haben scheinen.

Der Nachmittag endete mit einem schönen Spaziergang auf der Spasskaja-Straße, einem Besuch in einem sehr gemütlichen Bücher-Antiquariat („Bukinist“) sowie einem georgischen Abendessen im „Chinkali-Haus“. Wie so oft entstehen die besten Ideen im ungezwungenen Austausch: Für nächstes Jahr wurde vereinbart, eine zweite studentische Video-Konferenz zu veranstalten, diesmal zum Thema Rivalität im Kosmos („space race“) im Kontext des Kalten Krieges – Ein Thema, das mit Juri Gagarin, dem Sputnik-Schock und der ersten Mondlandung 1969 auf großes Interesse der Studierenden auf beiden Seiten stoßen wird.